Seelenlabor
Psychische Gesundheit in Krisenzeiten - 8 Tipps, wie du momentan für dich sorgen kannst

Liebe Leute,
die letzten zwei Jahre waren schon alles andere als einfach für uns und unsere psychische Gesundheit. Und jetzt? Auch noch Krieg? Wahrscheinlich hätte kein Mensch wirklich geglaubt, dass uns so etwas mal passiert und wir in solchen Zeiten leben. Aber es ist so. Wir können es nicht ändern, wir müssen damit umgehen. Ein Krieg mitten in Europa, der uns alle erschüttert und auf unterschiedliche Weise berührt. Wobei, Krieg sollte uns immer berühren und erschüttern. Egal, wo in der Welt er gerade stattfindet. Aber die Nähe und die Auswirkungen des Krieges in der Ukraine, die wir alle spüren, machen diesen Krieg besonders. Deshalb ist es wichtig, dass wir damit besonders umgehen. Gerade für Menschen mit psychischen Problemen und Erkrankungen sind diese Zeiten schwierig. Krieg, Bilder vom Krieg quasi überall, den ganzen Tag, das ist nicht einfach zu ertragen, um nicht zu sagen, purer Stress – für alle. Ich möchte daher hier ein paar Tipps mit euch teilen, die helfen können, gerade in Krisenzeiten etwas für eure psychische Gesundheit zu tun.
8 Tipps, wie du momentan für dich sorgen kannst
Gefühle akzeptieren
Wir befinden uns gerade in einer Ausnahmesituation, auf die jeder anders reagiert. Gefühle wie Angst, Hilflosigkeit, Trauer und auch Wut sind völlig normal, auch wenn sie sich bei jedem in unterschiedlicher Intensität zeigen. Alles ist okay.
Darüber sprechen
Wenn dich die Situation belastet oder bestehende Ängste sich verschlimmern, dann sprich unbedingt darüber. Rede mit Freunden, Familie oder auch mit Ärzt*innen, Therapeut*innen etc., wenn es dir akut schlecht geht. Auf meiner Hilfeseite findest du auch weitere Anlaufstellen im Netz, wo du Menschen erreichst, mit denen du telefonieren oder chatten kannst. Wenn du bereits psychisch erkrankt bist, ist es völlig normal, dass diese Situation für dich zusätzlichen Stress bedeutet. Nimm das ernst und hole dir Hilfe, wenn es dir damit nicht gut geht!
Medienkonsum reduzieren
Wenn wir uns bedroht fühlen, haben wir das Bedürfnis nach Informationen. Das ist auch sinnvoll. Dennoch tut es unserer psychischen Gesundheit nicht gut, uns den ganzen Tag mit den aktuellen Geschehnissen zu beschäftigen. Auch wenn der Fernseher oder das Radio nur im Hintergrund laufen, wir nehmen diese Informationen auf und sie belasten uns. Tagsüber ist es dir vielleicht gar nicht so bewusst, aber sobald du anfängst, vom Krieg zu träumen, merkst du, dass dein Unterbewusstsein im Kriegsmodus ist. Also reduziere deinen Medienkonsum rund um die Kriegsberichterstattung. Morgens oder abends (allerdings nicht direkt vor dem Schlafengehen) die Lage checken, reicht. Auch in den sozialen Medien ist das Thema im Moment unumgänglich. Sorge auch hier dafür, dass du deinen Konsum reduzierst. Achte auch besonders darauf, dass du seriöse Informationsquellen nutzt.
Individuellen Umgang akzeptieren
Jeder geht mit dieser Krise anders um. Akzeptiere das, auch deinen eigenen Umgang. Wenn es dir hilft, das Ganze einfach zu ignorieren, good for you! Dann tue das. Deine psychische Gesundheit ist wichtig und du musst nicht perfekt informiert sein, wenn es dich zu sehr belastet. Dabei darfst du dich nicht schuldig fühlen, denn – ganz ehrlich – dein Informationsgrad ändert nichts an der Situation in der Ukraine. Du kannst mitfühlen, aber du musst dafür nicht perfekt informiert sein. Wir sind alle betroffen, aber wir sollten akzeptieren, dass wir es alle unterschiedlich zeigen, oder eben auch nicht.
Was tun
Einige Menschen fühlen sich besser, wenn sie aktiv werden. Wenn du dazu gehörst, dann tue was. Im Moment gibt es viele Spendenaktionen, suche dir eine in deiner Nähe und bringe Spenden vorbei. Beteilige dich an einer Friedensdemo oder an anderen Aktionen. In Aktion zu treten kann helfen, das Gefühl der Ohnmacht ein bisschen zu reduzieren.
Struktur beibehalten
Gerade wenn du bereits unter psychischen Problemen leidest, ist es ganz wichtig, deine Alltagsstruktur beizubehalten. Versuche also nicht den ganzen Tag vor dem Fernseher oder im Internet zu verbringen, sondern halte deine normalen Aktivitäten aufrecht.
Katastrophisieren vermeiden
Ein typisches Symptom bei psychischen Erkrankungen ist das Katastrophisieren. Gedankenspiralen, die Ereignisse in unseren Gedanken immer dramatischer werden lassen, bis hin zur kompletten Katastrophe. Mit der Realität hat das meist wenig zu tun. Auch wenn im Moment viel Unsicherheit herrscht und wir uns viele Gedanken machen, versuche das Katastrophisieren zu vermeiden. Rufe laut (oder in Gedanken) Stopp, wenn du diese Gedanken wahrnimmst, und haue zur Unterstützung auf den Tisch, deinen Oberschenkel … Dies kann helfen, diese Gedankenspiralen gar nicht erst in Gang kommen zu lassen. Versuche es, verurteile dich nicht, falls es nicht immer klappt. Aber versuche es weiter.
Dir was Gutes tun
Auch wenn es komisch klingt oder sich falsch anfühlt. Fakt ist: Dir geht es gut und du bist sicher. Sei dankbar dafür und schätze diese Situation. Du musst auch keine Schuldgefühle haben, weil es dir gerade gut geht und anderen Menschen nicht. Das ist so. Das ist eine Tatsache, an der wir gerade nichts ändern können. Es ist okay, wenn du dir selbst Ruhe und Entspannung gönnst und dir was Gutes tust. Das kann ein einfacher Spaziergang oder das erste Eis des Jahres sein…was auch immer. Es hilft dir, auch wieder positive Gefühle zuzulassen und diese sind wichtig, um deinen Stresslevel zu senken.
Wir alle hoffen, dass diese Katastrophe bald vorüber geht, vor allem für all die Menschen, die gerade so sehr darunter leiden.
Schämt euch bitte nicht, über eure psychischen Belastungen zu sprechen. Die Situation ist nicht einfach, wenn ihr Hilfe braucht, holt euch diese bitte!
Anlaufstellen, Telefonnummern … auf der Hilfeseite.
Teile diesen Post gerne mit Menschen, denen er in der momentanen Situation helfen könnte.
Danke!